top of page
AutorenbildMarco Kerp

Welwitschia mirabilis – 1000 Jahre mit nur zwei Blättern

Aktualisiert: vor 3 Tagen

Die Welwitschia (Welwitschia mirabilis) ist eine Pflanze der Extreme. Ob in Bezug auf ihr Alter, ihre Verwandtschaft, ihre Überlebensfähigkeit oder ihr auffälliges Erscheinungsbild – diese Pflanze ist wahrlich eine Besonderheit im gesamten Pflanzenreich. Mit ihrem außergewöhnlichen Wuchs ist sie sogar im Landeswappen Namibias verewigt. Sie wurde nach dem österreichischen Arzt und Botaniker Friedrich Welwitsch benannt, der 1862 ein Exemplar der Pflanze nach Kew in England sandte, wo sie erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde.

 


Typischer Wuchs einer Welwitschia Pflanze in der Namib-Wüste (Aquarell)
Typischer Wuchs einer Welwitschia Pflanze in der Namib-Wüste (Aquarell)

Herkunft der Welwitschia mirabilis


Schon beim ersten Anblick der Pflanze fällt auf, dass sie sich deutlich von anderen Pflanzen unterscheidet. Dies ist das Ergebnis ihrer Anpassung an einen äußerst unwirtlichen Standort. Die Welwitschia wächst ausschließlich in der Namib-Wüste, die sich in Angola und Namibia im Südwesten Afrikas erstreckt. Diese Wüste, die über 2000 Kilometer lang ist, gilt mit 55 bis 80 Millionen Jahren als eine der ältesten der Welt und ist gleichzeitig eine der trockensten. Der jährliche Niederschlag liegt je nach Entfernung zur Küste bei nur 20 bis 100 Millimetern. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen betrug der durchschnittliche Niederschlag zwischen 1991 und 2020 etwa 870 Millimeter pro Jahr. Die Temperaturen in der Namib-Wüste liegen im heißesten Monat im Durchschnitt bei 29°C, können tagsüber jedoch auf über 45°C ansteigen, während es nachts zu Frost kommen kann. Häufige Sandstürme sowie ein abwechslungsreiches Terrain, das von großen Dünenlandschaften in Küstennähe bis hin zu zerklüfteten Bergketten und kiesigen Ebenen im Landesinneren reicht, prägen die Umgebung der Welwitschia.

 


Habitus einer weiblichen Welwitschie mit einer genaueren Darstellung eines weiblichen Zapfens
Habitus einer weiblichen Welwitschie mit einer genaueren Darstellung eines weiblichen Zapfens

Wuchs


Der Aufbau der Pflanze ist schlicht: Im Grunde besteht sie aus einem bodennahen Stamm, der bis zu 50 Zentimeter hoch und 1,5 Meter im Durchmesser werden kann. Aus dessen Spitze wächst ein einziges Blattpaar, also genau zwei Blätter, die ihr gesamtes Leben lang weiterwachsen. Diese Blätter verwittern an den Enden, sodass sie am Boden eigenartige, große Quirle bilden. Die Blätter reißen oft bis zur Basis ein, was den Eindruck erweckt, als hätte die Pflanze mehrere Blätter. Die Blätter können bis zu einem Meter breit und zwei Meter lang werden. Werden sie von den in der Namib heimischen Oryxantilopen abgefressen, bleibt die Basis der Blätter meist unbeschädigt, sodass sie wieder neu austreiben können.

 


Habitus einer männlichen Welwitschie mit einer genaueren Darstellung eines männlichen Zapfens
Habitus einer männlichen Welwitschie mit einer genaueren Darstellung eines männlichen Zapfens

Trotz ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber extrem hohen Temperaturen hat die Welwitschia zusätzliche Strategien zum Schutz entwickelt. Zum Beispiel spenden sich die aufgewickelten, großen Blätter selbst Schatten, wodurch die Sonneneinstrahlung sowohl von oben als auch durch Reflexion vom Boden reduziert wird. Zudem zeichnet sich die Blattoberfläche durch eine extrem hohe Reflektivität aus, die das Sonnenlicht weiter abweist.

 

Ein weiterer Überlebensschlüssel der Welwitschia ist ihr Wurzelsystem. Obwohl ihre Wurzeln im Vergleich zu anderen Pflanzen nicht besonders tief reichen – maximal 170 Zentimeter – ist dies viel zu kurz, um das Grundwasser der Namib zu erreichen, das erst in einer Tiefe von 57 bis 75 Metern zu finden ist. Die seitlichen Wurzeln nahe der Oberfläche erstrecken sich jedoch bis zu 2,5 bis 9 Meter weit und können so das Wasser aus dem seltenen Niederschlag und vor allem aus dem Küstennebel aufnehmen und zur Pflanze transportieren.

 

Verwandtschaft


Auch in ihrer Verwandtschaft nimmt die Welwitschia eine Sonderstellung ein: In der Familie der Welwitschiaceae gibt es nur die Gattung Welwitschia, und Welwitschia mirabilis ist die einzige Art dieser Gattung. Die Familie der Welwitschiengewächse gehört zusammen mit den Gnetaceae und den Meerträubelgewächsen zur Ordnung der Gnetales, die nur etwa 75 Arten umfasst. Phylogenetisch wird die Ordnung der Gnetales mit den Coniferopsida zusammengefasst, zu denen alle Koniferen wie Kiefern und Fichten gehören. Durch diese besondere verwandtschaftliche Stellung und Fossilienfunde, die bis zu 112 Millionen Jahre zurückreichen, gilt die Welwitschia als lebendes Fossil.

 


Männliche Zapfen einer jungen Welwitschia Pflanze
Männliche Zapfen einer jungen Welwitschia Pflanze

Vermehrung


Die Welwitschia ist eine Samenpflanze, genauer gesagt ein Nacktsamer (Gymnospermen), und bildet – wie Kiefern oder Fichten – Zapfen. Sie ist zweihäusig (diözisch) getrenntgeschlechtlich, das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen mit jeweils nur einer Sorte Blüten. Die Blüten beider Geschlechter sind zapfenähnlich und bestehen aus vielen einzelnen Schuppen, wobei jede Schuppe entweder Pollen oder Samen produziert – es handelt sich also um sogenannte Sammelblüten. Die weiblichen Zapfen sind etwas länger und breiter als die männlichen, während die männliche Pflanze mehr Zapfen bildet. Anders als viele Koniferen, die sich auf Windbestäubung spezialisiert haben, produzieren die Zapfen der Welwitschia Fruktose-haltige Tropfen, die für Bestäuber-Insekten interessant sind. Welche Insekten die Bestäuberrolle übernehmen, ist allerdings umstritten. Es wird auch spekuliert, ob die Bestäubung und Fortpflanzung in der Natur noch ausreichend stattfinden. Denn obwohl es in der Namib-Wüste tausende Welwitschias gibt, könnte dies auch am extrem hohen Alter der Pflanzen liegen und nicht daran, dass regelmäßig neue Pflanzen nachwachsen. Die Pflanzen können nämlich gut über 1000 Jahre alt werden. Aufgrund dieses langen Lebenszyklus und der Unsicherheiten hinsichtlich der zukünftigen klimatischen Veränderungen in der Namib-Wüste durch den Klimawandel wird die Welwitschia als gefährdet eingestuft.


Weibliche Zapfen einer jungen Welwitschie
Weibliche Zapfen einer jungen Welwitschie

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Σχόλια


Abonniere unseren Newsletter

Und verpasse keine Blogbeiträge und neuen Angebote mehr!

Thanks for submitting!

bottom of page