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AutorenbildMarco Kerp

Die Teufelszunge - Pflege, Blüte und Nutzung der exotischen Pflanze

Aktualisiert: vor 3 Tagen

Die Teufelszunge (Amorphophallus konjac) ist eine sehr auffällige Pflanze mit interessantem Wuchs, die zur Familie der Aronstabgewächse (Araceae) gehört. Zu dieser Familie zählen auch einige der bekanntesten Zimmerpflanzen, wie das Fensterblatt (Monstera deliciosa), die Efeutute (Epipremnum pinnatum) oder das Einblatt (Spathyphyllum). Ein heimisches Aronstabgewächs ist beispielsweise der gefleckte Aronstab (Arum maculatum).


Aquarell der Blüte einer Teufelszunge
Der Blütenstand einer Teufelszunge als Aquarell, auch bei uns als Postkarte erhältlich


Blatt einer Teufelszunge, Amorphophallus konjac
Teil eines Blattes eines Amorphophallus konjac

Bei den Pflanzen der Gattung Amorphophallus ist die Sprossachse, also der Teil der Pflanze, den man auch Stamm nennen könnte und der Blätter, Knospen und Blüten trägt, stark reduziert und liegt nur als unterirdische Knolle vor. Mit dieser Knolle überwintert die Teufelszunge und treibt im Frühjahr mit einem einzelnen, großen Blatt wieder aus, das abhängig von der Größe der Knolle bis zu 180 cm groß werden kann. Der Stiel des Blattes erinnert an einen Baumstamm, der auffällig gemustert ist, und das eigentliche Blatt ist dreiteilig doppelt gefiedert, sodass es den Anschein hat, die „Krone“ des Baumes bestünde aus vielen einzelnen Blättern. Die Knolle der Pflanze kann bis zu 9-13 kg schwer werden und dient als Nährstoffspeicher, was auch für den Menschen interessant ist – doch dazu später mehr.


Blüte


Ein naher Verwandter der Teufelszunge ist der etwas bekanntere Titanwurz (Amorphophallus titanum), der den größten Blütenstand der Welt mit einem aktuellen Rekord von 320 cm Höhe besitzt. Die Blüte der Teufelszunge ist ähnlich beeindruckend, jedoch mit einer Größe von circa 30-40 cm (ohne den Stiel) deutlich handlicher für den Hausgebrauch. Sie treibt im zeitigen Frühjahr aus der Knolle, wobei diese bereits 4-5 Jahre alt sein muss, um zu blühen. Diese Blüte ist eigentlich ein Blütenstand, da sie sich aus vielen kleinen Einzelblüten zusammensetzt, wie es zum Beispiel auch bei der Sonnenblume der Fall ist. Die vielen kleinen Blüten sind rund um den Kolben (Spadix) in der Mitte verteilt und werden von einem einzelnen Hochblatt (Spatha) umhüllt. Dieses Hochblatt dient als sogenannte Kesselfallenblume. Die bestäubenden Insekten, hauptsächlich kleine Käfer und Fliegen, werden von dem intensiven Geruch nach Aas, den der unfruchtbare obere lila Teil des Kolbens verströmt, angelockt und rutschen am glatten Hochblatt hinunter in den „Kessel“, wo sie zunächst gefangen sind.


Nahaufnahme Blüte Teufelszunge Amorphophallus konjac
Nahaufnahme eines Blütenstandes von A. konjac mit den männlichen Blüten (noch verschlossen)

Wenn der Kolben den Geruch produziert, bilden sich lauter kleine Flüssigkeitstropfen auf ihm, woraus auch der Name „Tränenbaum“ herrührt. Beim Versuch, aus dem Kessel zu entkommen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die weiblichen Blüten erfolgreich mit Pollen bestäubt werden, den die Insekten zuvor an einer anderen Blüte aufgenommen haben. Der Blütenstand von Pflanzen der Gattung Amorphophallus ist vorweiblich (Proterogynie), das heißt, die weiblichen Blüten sind fruchtbar, bevor die männlichen Blüten ihren Pollen freigeben. Wenn der eigene Pollen nach etwa zwei Tagen reif ist, sind die weiblichen Blüten entweder bereits befruchtet oder nicht mehr fruchtbar, wodurch eine Selbstbestäubung effektiv verhindert wird. Die Insekten, die zu diesem Zeitpunkt noch im Kessel gefangen sind, werden nun mit dem Pollen dieser Blüte bestäubt und können, spätestens wenn die Blüte verwelkt, wieder losfliegen – vielleicht zu einer anderen Teufelszunge im richtigen Alter. Die Insekten haben von dieser Beziehung keinen Vorteil, da sie eigentlich auf der Suche nach Aas sind, um dort ihre Eier abzulegen. Sie werden also von der Pflanze erfolgreich ausgetrickst. Viele Blütenstände der Amorphophallus-Pflanzen nutzen diesen Trick und verströmen für den Menschen unangenehme Gerüche, die unter anderem als Aas, Fäkalien, Urin, Dung, Fisch, Abwasser, ranziger Käse oder auch fermentierende Früchte und Pilze beschrieben werden, um Eiablageplätze zu imitieren.

Verschiedene einzelne Ansichten einer Teufelszunge, Zeichnung
Verschiedene einzelne Ansichten einer Teufelszunge A. konjac, Bleistift Zeichnung

Nutzung


Neben dieser interessanten Blütenökologie bietet die Teufelszunge jedoch noch mehr. Wie bereits erwähnt, kann die Knolle der Pflanze aufgrund der gespeicherten Nährstoffe als Nahrungsmittel verwendet werden. Als Hauptspeicherstoff wird das sogenannte Glucomannan eingelagert. Glucomannan ist ein Polysaccharid, ähnlich wie Cellulose oder Stärke, das aus sehr vielen Mannose- und Glukose-Zuckermolekülen im Verhältnis 1,6:1 zusammengesetzt ist und bis zu 6000 Einheiten umfasst. Durch diese Größe hat es einige besondere Eigenschaften, vor allem aber kann dieser Stoff hervorragend Wasser binden, wodurch er sich als natürliches Verdickungs- und Geliermittel eignet. In der EU ist Glucomannan als E425 Konjak zugelassen. Da es generell als ungefährlich gilt, wird es in vielen Bereichen der Lebensmittelindustrie verwendet, mit Ausnahme von Gelee-Süßwaren und Lebensmitteln, die erst nach dem Verzehr quellen sollen. Diese sind in Europa verboten, da eine erhöhte Erstickungsgefahr besteht, wenn der Stoff im Rachen quillt oder ein Gericht mit hohem Konjak-Anteil nicht ausreichend gekaut wird.


Teufelszunge Pflege


Durch die kommerzielle Nutzung der Teufelszunge ist die Knolle leichter zu beschaffen als bei anderen Vertretern der Gattung. Möchte man eine Teufelszunge als Zimmerpflanze haben, gibt es bei der Pflege einige Dinge zu beachten.

Im Allgemeinen ist die Pflege einfach. Die Knolle überdauert den gesamten Winter trocken, mit oder ohne Substrat, bei 5-10 °C. Im Frühjahr kündigt sich das Wachstum von selbst an, indem die Triebspitze langsam wächst und die ersten Wurzeln rund um die Spitze erscheinen. Dann kann die Knolle in ein lockeres, nährstoffreiches Substrat gepflanzt werden. Achten Sie darauf, dass es immer leicht feucht bleibt. Gerne kann das Substrat mit Perlit, Bims oder Sand gemischt werden.

 

Möchte man den Austrieb der stinkenden Blüte im Haus vermeiden, lässt sich dies etwas hinauszögern, indem man die Knolle im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahrt, bis es draußen frostfrei ist. Dann kann die Pflanze bis zum Herbst im Garten oder auf dem Balkon stehen. Das Blatt mag Halbschatten bis volle Sonne, sollte aber langsam daran gewöhnt werden. Dabei muss immer bedacht werden: Es gibt nur ein einzelnes Blatt pro Jahr, daher sollte auch auf angemessenen Windschutz geachtet werden.


Amorphophallus ongsakulii mit Blüte
Hier ist noch eine sehr kleine Version eines Amorphophallus für die Fensterbank, ein A. ongsakulii mit Blüte


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